Es steht offensichtlich die Evakuierung des Rathauses bevor. Einziger Punkt der Tagesordnung des Gemeinderats für Dienstag, den 11.11.2014 ist ‚Anmietung des Technologiepark als vorübergehende Unterkunft für die Verwaltung‘.
Letzte Woche war die Lösung ‚Sanierung + Anbau‘ nach Aussage des Bürgermeisters noch ’nicht möglich‚, diese Woche wird in Vorbereitung auf die Lösung ‚Sanierung + Anbau‘ schon die Evakuierung des Rathauses angegangen. Dies ohne dazwischenliegende weitere Klärung oder Planung.
Begründet wurde diese Kurzfrist-Maßnahme mit Vorsorge. Man weiß nicht, ob in etwa einem Jahr bei Beginn der Bauarbeiten genügend Bürofläche für eine Auslagerung der etwa 20 Mitarbeiter zur Verfügung steht. D. h. man plant, dass das Rathaus-Ensemble vorsorglich ohne jegliche Bauaktivitäten für mindestens ein Jahr leer steht.
Gibt es eine Entscheidungsvorlage?
Als Bürger fragt man sich (und Verwaltung und Gemeinderäte), ob es dazu eine Entscheidungsvorlage gibt, die folgendes klärt:
– Begründung der Evakuierung
Die Planung der Herren Gum/Kleber aus dem Jahre 2006 für eine Anbau-Lösung mit grundsätzlich gleicher Dimensionierung ist ohne Evakuierung ausgekommen, da
– die Baustelle für den Anbau (erster Bauabschnitt) von den Büroarbeitsplätzen in der sog. historischen Rathaus-Villa durch den Querriegel mit Sitzungssaal usw. abgeschirmt ist
– eine Auslagerung beschränkt werden kann auf die Büroarbeitsplätze in der ersten Erweiterung mit Bürgermeister/Amtsleiter/Vorzimmer und unmittelbarer Nähe zur Baustelle (oder im Austausch auf eine entsprechende Auslagerung einer anderen Abteilung mit wenigen Mitarbeitern mit geringerem zeitlichem Vorlauf zum Beginn der Bauarbeiten).
Beim Landratsamt in Starnberg steht auch ein größerer Anbau bevor. Unseres Wissens ist nicht geplant, das gesamte Landratsamt zu evakuieren.
Unser Vorschlag ist, dass ein Fachmann für Baustellen-Logistik eingeschaltet wird, um die Notwendigkeit dieser Maßnahme zu prüfen.
– Terminierung und Kosten der Maßnahme
Aktuell gibt es keine einigermaßen belastbare zeitliche Vorstellung über die Planungs- und Realisierungsarbeiten zu einer Lösung ‚Sanierung + moderner Anbau‘ (und auch keine erkennbaren Anstalten in die Klärung der Details einzusteigen).
Offensichtlich liegt aktuell den Gemeinderäten auch keine Aufstellung über Dauer und Kosten der Evakuierungs-Maßnahme vor.
– Alternative Angebote
Als möglichen Auslagerungsort gibt es nicht nur den Technologiepark im Gewerbegebiet. Es liegen auch Angebote vor für den leerstehenden ‚Fristo-Laden‘ (ca. 250 m²) in unmittelbarer Nähe des Rathauses (mit der Möglichkeit ortsnah einzelne Abteilungen auszulagern) und für die ehemaligen ‚Codello-Räume‘ (ca. 600 m²) beim Bahnhof Hechendorf.
Nach letzten Informationen sucht man etwa 650 m². D.h. die gesamte Fläche des bestehenden Rathauses, einschließlich Sitzungssaal, Trauungszimmer.
Aktionen für die Galerie?
Die Aktionen bzw. Nicht-Aktionen der letzten Zeit deuten auf ein Risiko hin, dass Maßnahmen eingeleitet werden, die wenig auf die Lösung von Problemen, sondern auf Mitleid und Beifall der Galerie zielen: ‚Seht nur, was ihr mit dem Bürgerentscheid angerichtet habt‘. Alles begründet mit der nicht zu widersprechenden Sorge um die Verwaltungsmitarbeiter.
Kurzfristige Aktion vor langfristiger Lösung?
Es besteht weiter das Risiko, dass die Auslagerungsaktivitäten die knappen Ressourcen der Verwaltung so beanspruchen, dass man parallel nicht zum Aufsetzen/Fortsetzen des Klärungsprozesses für die Lösung ‚Sanierung + moderner Anbau‘ kommt.
Man gibt sich getrieben durch kurzfristige, vermeintliche Sachzwänge. Bewährt hat sich eine andere Vorgehensweise: Ziele setzen und die Maßnahmen entsprechend ordnen. Warum sollte es auch jetzt drei Ausweichmöglichkeiten geben und in einem Jahr gar keine? So eine Verknappung von Bürofläche zeichnet sich nicht ab.
Den Verwaltungsmitarbeitern ist am besten geholfen, wenn man sich mit klarem Kopf um eine kurz- und langfristige, nachhaltige Verbesserung ihrer Situation kümmert (z.B. Umsetzung der Akten-Registratur abgeschlossener Vorgänge in digitale Archivierung statt Umzug der alten Akten in den Technologiepark) anstatt mit hohem Aufwand und hohen Kosten und Behinderung des Betriebs (d.h. auch des Bürger-Services) die Situation an einen anderen Ort zu verpflanzen.
Mitarbeiterschutz nur mit Auslagerung?
Selbstverständlich ist es sinnvoll und notwendig (und dies nicht erst jetzt), Maßnahmen zu ergreifen, die die Gesundheit der Mitarbeiter schützen (z. B. Drucker mit weniger Feinstaubbelastung, andere Verteilung) oder der Verbesserung der Arbeitssituation dienen.
Dazu bedarf es der Analyse und der problemangemessenen Maßnahmen. Das kann auch bedeuten, dass einige Mitarbeiter ausgelagert werden müssen (z. B. in die Nähe des Rathauses). Es ist aber unwahrscheinlich, dass das Ergebnis der Analyse die Evakuierung des gesamten Rathauses sein wird.
Es darf bezweifelt werden, ob derselbe Drang zur unmittelbaren Auslagerung auch geherrscht hätte, wenn der Bürgerentscheid zugunsten des Neubaus am Krankenhaus ausgegangen wäre. Obwohl sich auch dann im nächsten Jahr nichts an der Situation der Verwaltungsmitarbeiter geändert hätte.
Provisorium statt Lösung?
Unabhängig davon ist jedem klar, dass mit dieser Auslagerung ein längerfristiges Provisorium geschaffen wird, das den produktiven Druck aus der Schaffung einer Lösung ‚Sanierung + moderner Anbau‘ nimmt, vielleicht sogar nehmen soll.